Nach den Abi wollte ich meinen Traum verwirklichen, für einige Monate im Ausland zu leben, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern und eine andere Kultur kennenzulernen. Fragte sich nur wie. Au Pair fiel für mich aus, weil ich befürchtete, neben der Arbeit mit den Kindern nicht mehr genug Zeit für eigene Unternehmungen zu haben. Work & Travel war ebenfalls nichts für mich, da ich ja einen Sprachkurs besuchen wollte, was ein bisschen schwierig ist, wenn man sich ständig an einem anderen Ort aufhält und ganztags arbeitet. :)
Schließlich stieß ich auf das Angebot, als Language Assistant nach Madrid zu gehen. Perfekt. Da man nur drei Stunden pro Tag arbeitet und am Wochenende grundsätzlich frei hat, bleibt genug Zeit, Land und Leute kennenzulernen. Trotzdem lebt man in einer Familie und bekommt dadurch „typisch spanisches Familienleben“ mit.
Ziemlich kurzfristig, nur drei Wochen nach dem ersten Kontakt mir meiner Gastfamilie, machte ich mich im tiefsten Winter in die ebenfalls kalte, aber immerhin schneefreie Hauptstadt Spaniens auf.
Meine Aufregung war groß und legte sich erst so langsam, als ich herzlich vom Vater und dem 12-jährigen Jungen am Flughafen empfangen wurde. Auch wenn sich die Verständigung mit den Eltern erst mal als schwierig herausstellte, da sie weder Englisch noch Deutsch sprachen und mein Spanisch auch noch nicht sehr ausgefeilt war :)
Mit den Kindern verstand ich mich sehr gut, wir schauten auch mal zusammen einen Film oder spielten Karten. Unterricht mit ihnen zu machen war auch leichter, als ich es mir vorgestellt hatte. Der Junge hatte sowieso immer viele Hausaufgaben, denn er geht auf eine bilinguale Schule und ich war auch für alle Nebenfächer „zuständig“, die er auf Englisch hat. So war es auch für mich immer recht interessant, ich lernte viele Dinge dazu, etwa über das Leben im alten Rom oder über Botanik :)
Wenn das Mädchen mal nicht genug auf hatte, um 1,5 Stunden zu füllen, gab ich ihr (während der Unterrichtszeit selbst ausgedachte) Übungen zu Grammatik oder wir redeten einfach über Dinge, die sie gerade interessierten. Es war beeindruckend, wie gut sie Deutsch sprechen konnte!
Während meiner Zeit in Spanien habe ich viele interessante Menschen kennengelernt und erlebnisreiche Ausflüge unternommen. El Escorial, Segovia mit dem römischen Aquädukt, Toledo – die Stadt der drei Kulturen, Aranjuez mit dem Königspalast, Alcala de Henares – die Stadt der Störche, Guadalajara. Alles Ziele, die man bequem und günstig mit den Cercanias (der „S-Bahn“) oder Nahverkehrszügen erreichen kann.
Mit dem Bus ging’s mal für ein ganzes Wochenende nach Salamanca, eine durchaus sehenswerte, von vielen Studenten bevölkerte aber dennoch gemütliche Stadt. Noch nie vorher habe ich auf einer normalen Straße einen so großen Prozentsatz junger Leute gesehen!
Am Ende bin ich durch Andalusien gereist, was mir sehr gut gefallen hat, auch wenn mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat! Etliche der berühmten Osterprozessionen fielen aus! Schließlich hatte ich am Ostersonntag, dem letzten Tag der Semana Santa aber doch noch Glück und konnte eine Prozession miterleben. Außerdem habe ich die beeindruckende Mezquita von Cordoba bestaunt, die immerhin schon über 1200 Jahre alt ist, und die atemberaubende Alhambra von Granada mit ihren wunderschönen Gärten.
Alles in allem war es ein toller Aufenthalt, von dem ich sicher noch meinen Enkeln erzählen werde! Und mein Spanisch hat sich auch deutlich verbessert :)
Ich kann jedem nur raten, ebenfalls das „Abenteuer“ Madrid zu wagen!