Erfahrungsberichte aus Vancouver

Vancouver: Jana Z.

Kanada. Da denkt jeder doch erst einmal an Kälte, Elche und Nationalparks – aber eigentlich hat man gar kein richtiges Bild, da man Kanada nur als das Land nördlich von den USA kennt. Ich habe 8 Monate in diesem vielfältigen und riesigen Land gelebt und konnte feststellen, dass Kanada sehr viel mehr zu bieten hat. Mein Name ist Jana, ich bin 19 Jahre alt und habe nach dem Abitur beschlossen, etwas von der Welt zu sehen. Viele fragen mich, wie ich am Ende nach Kanada gekommen bin, und warum Vancouver an der Westküste. Ich muss gleich zu Anfang sagen, dass ich darauf keine richtige Antwort geben kann, es hat sich einfach so ergeben. Doch ich bin sehr froh, dass alles so gekommen ist. Ich bin mit dem so genannten „work & travel Visum“ nach Kanada gekommen und hatte eigentlich keinen wirklichen Plan, wie mein Leben die nächsten 8 Monate werden soll. Ich habe unglaublich viele Erfahrungen gesammelt und genauso viele Höhen und Tiefen erlebt – aber von vorne: Am 2. September 2008 kam ich gegen Mittag in Vancouver (British Columbia) an und zu Hause war es schon nach Mitternacht. Die ersten Tage fühlte sich alles wie Urlaub an. Ich bin in einem Hostel untergekommen und habe mir erste Eindrücke dieser riesigen amerikanischen Stadt geholt. Doch allzu viel Zeit für sightseeing und Eingewöhnung gab es nicht, am 2. Tag hatte ich mein erstes Vorstellungsgespräch (vermittelt von meiner Agentur) und am 3. Tag hatte ich einen Job in der Tasche – als hostess in einem Restaurant auf Granville Island. Schön und gut, aber eigentlich war ich noch gar nicht so richtig angekommen. Ich wohnte noch im Hostel und hatte noch nicht einmal den berühmten Stanley Park sehen können.Aber so erging es mir hier des Öfteren: Man sieht auf einen großen Haufen voller Aufgaben und fragt sich, wie man das nur alles schaffen soll. Aber am Ende geht doch irgendwie alles gut und ich kann mir stolz auf die Schulter klopfen. Die ersten Wochen vergingen wie im Flug und ich war einfach nur überwältigt von dieser völlig anderen Stadt in diesem völlig anderen Land mit diesen völlig anderen Menschen. Aber was genau ist so anders? Gut, wir sind in Amerika, alles ist einfach viiieeel größer: Die Autos, die Straßen, die Geschäfte, die Lebensmittelpackungen und die Landschaft. Ich komme aus einer Kleinstadt mitten in Norddeutschland und war davon überwältigt. Unglaublich viel hat 24 Stunden auf (Restaurants, Cafes, Supermärkte, etc) und Sonntage gibt’s hier anscheinend nicht. Das ist manchmal echt angenehm – diese Stadt schläft nie, sie ist immer in Bewegung. Jedes Mal, wenn du aus dem Bus steigst, bedankst du dich beim Busfahrer. Ich find diese höfliche Geste sehr schön und nehme mir vor, das in Deutschland weiter zu führen. Die nächste Stadt gleich „nebenan“ liegt mindestens 3 Stunden Fahrzeit entfernt. Bis an die andere Küste des Landes FLIEGT man 6 Stunden. Ein Wochentrip zu den Verwandten in Calgary: 15 Stunden Fahrzeit EINE Strecke. Busfahrt durch die Rockies (Vancouver – Golden – Banff – Revelstoke – Vancouver): 35 Stunden im Bus sitzen. Lange Rede, kurzer Sinn: Das sind Entfernungen, die ich mir als Europäer nicht vorstellen kann. Ein paar Stunden Autofahrt und ich bin in einem komplett anderem Land mit einer anderen Sprache. Genau deshalb finden die Kanadier Europa so faszinierend und es ist Reiseziel Nummer 1. Auch weil europäische Länder jahrhundertalte Geschichte hat – für uns ganz normal, für meine derzeitigen Mitbewohner eine Seltenheit.Zum Frühstück gibt es keine Brötchen mit Aufstrich, sondern cereals oder oatmeal oder richtig typisch: Scrambled Eggs, Hashbrowns, Sausages, Bacon and Pancakes (Rührei, Kartoffeln, Bratwürstchen, Speck und Pfannkuchen). Ich persönlich hab vor allem Gefallen an den Pancakes und Bacon gefunden. ;-) Vielleicht auch erst einmal mehr zu Vancouver: Alle, die hier leben, behaupten natürlich, es sei die schönste Stadt Kanadas, aber in Toronto sagen das ja auch alle ;-) Aber es stimmt: Vancouver ist WUNDERSCHÖN. Setz dich am Kitsilano beach in den Sand (von dem ich nur ein paar Blocks entfernt wohne ;) und sehe auf downtown mit den riesigen Skylinern, daneben den großen immergrünen Stanley Park, davor das Meer und dahinter die riesigen Berge. So ein Bild findet man nicht ein zweites Mal auf dieser Welt und es ist wirklich beeindruckend. Zu den Menschen: Die wenigstens Stadtbewohner sind Kanadier. Dieses Land hat keine jahrhundertalte Geschichte, wie wir sie aus Europa kennen, sondern besteht größtenteils aus Immigranten. Fast 50 % sind aus Asien, Korea, Japan oder China. Und in manchen Stadtteilen habe ich mich auch manchmal gefragt, auf welcher Seite der Welt ich denn nun wirklich bin – und das nicht nur in Chinatown. Aber durch meinen Arbeitsplatz hatte ich die Möglichkeit den einen oder anderen engeren Kontakt zu Kanadiern zu knüpfen, die in Vancouver geboren und aufgewachsen sind. Ich habe auch einige Freundschaften geschlossen – aber im amerikanischen Sinne. Das ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die hier gesammelt habe: Freundschaften bedeuten hier nicht das Gleiche wie wir es aus Deutschland kennen. Für mich zählen Werte wie Zuverlässigkeit, Vertrauen und dieses „Füreinander-Dasein“. Ich habe versucht, solche Freundschaften mir hier aufzubauen und muss leider sagen, dass ich auch bei vielen Versuchen immer wieder gescheitert bin. Ich habe festgestellt (und das sage ich ohne jede Wertung), dass Freundschaften hier auf „miteinander rumhängen“ und zusammen Spaß haben basieren. Da wird der lang geplante Urlaub einen Tag vorher abgesagt, sich einen Monat ohne Grund nicht gemeldet und man nimmt sich auch nicht wirklich in den Arm. Das meine ich keineswegs abwertend, es ist nur eine andere Kultur, die ich erst nicht gewohnt war und dadurch auch nicht verstanden habe. Erste Kontakte zu knüpfen ist unglaublich leicht, da dich JEDER fragt, wie es dir geht. Zwischen Arbeitskleidung anziehen und Geld zählen erzählen dir deine Kollegen, dass sie ihre Miete nicht zahlen kann, dass sie endlich bei der Uni angenommen wurde oder dass sie sich total unsicher ist, wie sie IHN ansprechen soll. Ich werte dies als freundschaftliche Zeichen und frage mich, was ich falsch gemacht habe, wenn sie kein weiteres Interesse an einer engeren Freundschaft zeigen. Wie gesagt, du kannst sofort viele leichte Kontakte knüpfen, doch es ist schwer, eine wirkliche enge Bindung aufzubauen. All dies hat mich meine Freundschaften zu Hause noch mehr schätzen lassen und mit der Zeit lernt man die „deutsche Zuverlässigkeit“ zu schätzen. Aber ich möchte auch kein negatives Bild der Kanadier erzeugen, es sind liebenswerte Menschen und meiner Meinung nach teilweise stärker aus Deutsche. Sie haben eine innere Kämpfernatur, können jeder Situation etwas Positives abgewinnen.
Sie lieben Akzente und sind offen für jede neue Kultur und an diesen dann auch ehrlich interessiert. Außerdem sehen sie vieles sehr viel lockerer und nehmen Veränderungen leichter hin. Das alles ist meine persönliche Meinung, basierend auf meinen Erfahrungen. Zurück zu meiner Zeit in Vancouver: Bis Weihnachten habe ich die ersten 3 Monate nichts anderes gemacht außer gelernt, selbstständig zu sein und mein Leben zu meistern. Meine erste eigene Wohnung, mein erstes eigenes Leben und das alles in einem völlig fremden Land. Auf einmal hieß es Miete zahlen, Wäsche waschen, Verträge abschließen, Kochen, zum Supermarkt und Steuererklärung – 100%ige Verantwortung für mich selbst. Das war einerseits beängstigend und andererseits total schön. Vor allem in der ersten Zeit habe ich mein Leben – wie ich immer sagte – in vollen Zügen genossen und fühlte mich lebendig wie noch nie. Ich wollte dableiben, nie wieder zurück nach Deutschland. Doch auch jeder Höhenflug nimmt irgendwann ein Ende. Irgendwann bröckelt die bunte Fassade und man erkennt, dass jedes Leben – egal auf welchem Plätzchen dieser Erde man sich befindet – seine hässlichen wie schönen Seiten hat. Meine Familie kam mich über Weihnachten besuchen – bekannt und heimatlich und doch irgendwie fremd. Die Zeit ging viel zu schnell und ich bin in eine neue Wohnung gezogen. Raus aus einer Keller-WG mit 9 anderen Personen und rein in das eigene Zimmer für die gleiche Miete (440 CAD). Im Januar hatte ich eine extreme Tiefphase, da ich ein buntes WG-Leben gewohnt war und mich nun sehr einsam fühlte. Auch meine so wunderbaren Freundschaften meldeten sich nicht mehr oder versetzten mich immer kurz vorher. Einer von meinen beiden Jobs wurde mir gekündigt (Winterzeit weniger Arbeit) und mein anderer Manager machte auch Probleme. Am liebsten wollte ich sofort nach Hause fliegen und das Handtuch schmeißen. Doch aufgeben kam für mich nicht in Frage und zu dem Zeitpunkt war schon der Besuch von meinem besten Freund aus Deutschland im März geplant, also habe ich mich da durchgekämpft. Außerdem habe ich mir eine Aufgabe gesucht und im Februar erfolgreich den TOEFL-Test absolviert. Am 27. Februar habe ich mir dann endlich 3 Wochen frei genommen und wollte mit meinem besten Freund (der mich extra aus Deutschland besuchen kam) ein bisschen mehr als nur Vancouver erkunden. Wir sind für eine Woche nach Hawaii geflogen und ich habe mir den schlimmsten Sonnenbrand meines Lebens geholt. Die Insel O’ahu ist beeindruckend und wunderschön. Ich habe unendlich weite Strände, Regenwälder, Surfer, den Waikiki beach, Wasserschildkröten. Vulkane und Pearl Harbour gesehen. Zurück in Vancouver hat es geschneit und ich konnte einer vertrauten Person „mein“ Vancouver zeigen. Für 4 Tage sind wir dann in die Rocky Mountains gefahren und dort sind wir durch den Schnee gewandert, umgeben von riesigen Bergen, haben gefrorene Wasserfälle gesehen, haben in den hot springs gebadet, Elch gegessen, auf einem gefrorenem riesigen See Schlittschuh gelaufen und haben die unglaublichen Weiten Kanadas bewundert. Jetzt sind meine Tage in Vancouver gezählt und in 5 Wochen fliege ich zurück nach Deutschland. Und ja, ehrlich gesagt. freue ich mich riesig! Vancouver ist eine unglaublich wunderschöne Stadt und werde auf jeden Fall in meinem Leben noch einmal hierher zurückkehren. Aber jetzt freue ich mich auf Deutschland und auf meine Familie. Und nach 8 Monaten lernt man die eine oder andere Eigenart der Deutschen zu schätzen… ;-)  

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